siehe auch www.kleinwalsertal-evangelisch.de/kunst

 

 

Gefährtung

 

Gefahr

Fährte

 

Gefährdung

Gefährte

 

Einheit und Besonderheit

 

Einführung und spiritueller Impuls zum Kunstprojekt der Kreuzkirchen in Hirschegg,

Stand: August 2013, Frank Witzel, Pfarrer in Hirschegg

 

Kunst hat eine innere Nähe zur Predigt. Bei beiden geht es um eine Kommunikation über etwas, „das uns unbedingt angeht“ (Paul Tillich), sich aber einer direkten, denotativen Beschreibung entzieht. Kunst und Predigt sind im Sinne Ernst Blochs „spekulativ“, weil sie „Ausschau halten“ nach dem Eigentlichen und den „messianischen Potentialen“.

 

Evangelische finden die Predigt ganz wichtig. Sie hat die Aufgabe, Himmel und Erde, Mensch und Gott, Leben und Gnade zusammen zu bringen. Die Predigt ist für uns das, was katholische mit der Eucharistie und orthodoxe Christen mit der Liturgie verbinden. Es geht um das zentrale Geschehen im Gottesdienst.

Jede Predigt ist nach evangelischer Ansicht ein Dialog. Und jeder echte(!) Dialog ist spannend, weil er etwas hervorbringt, das vorher nicht da war und mehr ist als die Summe der jeweiligen Einzelaspekte.

  • Dialogpartner jeder Predigt sind Menschen im Hier und Jetzt.
  • Dialogpartner sind die vielen verschiedenen Verfasser der biblischen Schriften, die uns überliefert sind.
  • Dialogpartner ist Jesus selbst, von dem wir glauben, dass er mitten unter uns ist, weil wir in seinem Namen versammelt sind.

Aus diesem Dialog heraus wächst Glaube und Vertrauen in Gottes Wege. Glaube ist sozusagen nicht vorher da und vorhanden wie in einer Konservendose, sondern entsteht immer wieder neu im Dialog. Er ist ein Prozess, ein Wachstum, ein Werden.

Kunst ist Dialog ist Predigt ist Glaube ist Rezeption ist Suche ist Kunst.

Zusammenfassend kann gesagt werden: Kunst und Glaube sind in der Tiefe wesensverwandt. Beide sind dialogisch angelegt. Beide entstehen in einem Rezeptionsprozess. Beide sind „spekulativ“ im Sinne des Philosophen Ernst Bloch und halten direkt oder indirekt Ausschau („spekulieren“) nach dem gelungenen Leben und dem gelungenen Ganzen. Beide suchen Ausdruck und Sprache für etwas, worüber eigentlich keine Worte gefunden werden können.

In den Bergen taucht als „Thema hinter allen Themen“ die Polarität

 

von Einsamkeit und Gemeinschaftsbezogenheit,

von Individuum und Gruppe

und von Individuation und Sozialisation

 

existentiell und naturverbunden

auf.

Einheit und Besonderheit

 

werden hier in polarer Weise deutlicher als anderswo gelebt.

 Berge führen in die Stille und Einsamkeit und lassen so ihre mächtige Erhabenheit und atemberaubende Schönheit erkennen.

  • Zugleich sind die Berge in ihrer gleichzeitigen Lebensfeindlichkeit seit Urzeiten nur in einer Gemeinschaftsleistung der Bergbevölkerung bzw. der Gesellschaft zu besiedeln.
  • Gefahren lassen die Fährte, die andere legen und die in die Sicherheit führt, suchen. Gefährdungen lassen sich nur im Kreis der Gefährten bewältigen.

Die Pole von Individuation und Sozialisation sind aufeinander bezogen und brauchen sich gegenseitig. Ihr Zusammenspiel ist bedroht, wenn der eine Pol den anderen dominiert oder wenn sie ohne gegenseitigen Bezug gelebt werden.

Im täglichen Leben stellt sich so die Frage, wie Einheit und Besonderheit unter Menschen gelebt werden kann.

Wie ist es möglich, eine Einheit zu sein und zu leben und zugleich individuell und eigenständig, besonders und unterschieden zu sein?

Wie leben wir Einheit, ohne Einheitlichkeit?

Wie geht Einmütigkeit?

Der Apostel Paulus könnte auf diese Fragen so antworten:

„Wir sollten von Jesus lernen. Er hat die unterschiedlichsten Leute in seine Nachfolge gerufen, die vorher bestimmt nichts miteinander zu tun haben wollten. Dann waren sie doch zusammen. Jesus hat sie sogar an einem Tisch versammelt und eine neue Gemeinschaft gegründet, die nicht auf menschlichen Sympathien beruhte sondern auf dem Geschenk der absolut freien und bedingungslosen Gnade Gottes. Und dann waren sie da, die politischen Gewalttäter aller Seiten, die Super-Gerechten und die Prostituierten, die Opfer und die Täter, die Reichen und die Armen, die In- und die Outsider. Und deren Unterschiedlichkeit war größer als die Unterschiede, die ihr so erlebt! Aus gutem Grund habe ich darum in meinem Brief an die Korinther das Thema Abendmahl in Kapitel 11, die Vision vom einen Leib mit den vielen Gliedern in Kapitel 12 und das Leben aus der Liebe in Kapitel 13 so eng aufeinander bezogen!“

Paulus nimmt also Jesu Beispiel auf und hält für uns fest:

  • Ein Leib - viele Glieder, das ist Kirche!
  • Die Gnade ist das absolute Zentrum des Glaubens und Handelns.
  • Wir leben, weil Gott in uns lebt. Wir handeln, weil Gott in uns handelt. Wir sind erwählt.
  • Alles, was wir im Glauben, „im Auftrag des Herrn“ sinnvoll tun, geschieht aus positiven Gefühlen –  Dankbarkeit, Freude, Wertschätzung, Liebe und Mut.

Die Bibel im Original fasst es im ersten Korintherbrief des Paulus im 12. und 13. Kapitel zusammen:

Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allem. In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller. …

Denn wir sind durch einen Geist alle zu einem Leib getauft. …

Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied. …

Und ich will euch noch einen besseren Weg zeigen … denn unser Wissen ist Stückwerk und unser theologisches Reden ist Stückwerk: … Es bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

(1. Kor. 12, 4 – 7. 27. 31b und 13, 9. 13)

In den Worten des Apostels Paulus ist zu hören:

  1. Nicht jede/r kann und ist alles. Aber die Kommunikation und die Wertschätzung sind heilig und unabdingbar.
  2. Es ist normal und von Gott gewollt, dass wir verschieden sind. Gott liebt das Individuelle. Das entspricht seiner Schöpferkraft und der liebenden Phantasie seines Geistes.
  3. Jede menschliche Gemeinschaft kann an ihren Unterschieden auch leiden und dann daran zerbrechen. Menschen wollen aber das Zerbrechen von Heimat, Orientierung und sicherer Gemeinschaft oft mit Gewalt verhindern. Oder das jeweils andere wird ausgegrenzt. Auch das kann sehr schlimm sein und lässt Gemeinschaften immer kleiner und zersplitterter werden. Um jedoch die Vision des Leibes mit vielen verschiedenen Gliedern leben zu können, brauchen wir ein Verständnis für die Gnade inmitten unserer Unterschiede.
  4. Die Lernschritte dabei sind:
    1. Gott liebt mich bedingungslos. Er liebt mich voraussetzungslos. Er vergibt mir. Mein Leben findet ein gutes Ziel in seiner Gemeinschaft. Das gilt für mich und für die anderen auch. Darum kann ich mir selbst und den anderen verzeihen. Gottes Gemeinschaft ist die Heimat, die immer und überall schon längst da ist. Wo ich auch bin, ich komme bei jedem Schritt bei jedem Atemzug aus der Fremde immer nach Hause, weil ich unendlich vom Unendlichen geliebt bin.
    2. Ich mache immer wieder Fehler. Ich weiß wenig. Ich täusche mich und verlaufe mich oft. Das gehört zu meinem Menschsein. Das nehme ich wahr und an. Es gilt für mich und für die anderen auch. Wir sind alle Suchende und freuen uns, dass Gott auch auf unseren krummen Zeilen gerade schreibt. Wir begeben uns in den sozialen und seelischen Raum der prinzipiellen Wertschätzung. Dieser Raum wurde von Gott - nicht von uns - schon längst entworfen und gebaut. Er ist nicht verhandelbar. Er ist vorab geschenkt. Das ist Gnade, die auch die unterschiedlichsten Menschen bei- und miteinander glücklich und handlungsfähig sein lässt.
    3. Die Kommunikation muss gelingen. Dabei ist nicht der entscheidende Maßstab, was gesagt, sondern was verstanden wird. Maßstab für die gelungene Kommunikation ist der Empfänger der Botschaft. Auf das gute Ergebnis kommt es an, nicht auf das Rechthaben! Paulus empfiehlt uns sozusagen einen Perspektivwechsel: Liebe heißt, verstehen, dass der andere ist wie ich – und auf uns beide schauen wir mit den versöhnten und versöhnenden Augen Gottes. Im Grunde sehnen wir uns ja nach echten Wertschätzungen auch in den Differenzen.
    4. Wenn diese Sehnsucht erfüllt wird, werden Menschen sich gern einbringen, weil sie dann Sinnerfahrung, Lebensfreude, soziale Phantasie mit Geborgenheit vereinen können.
    5. Sie werden dabei auch in den großen Bezügen des Lebens entdecken, dass Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung letztlich Teile dieser wechselseitigen Wertschätzung sind.  

Im Grunde geht es um die große und elementare Botschaft:

  • Du bist geliebt.
  • Dir ist vergeben.
  • Das ewige Leben beginnt schon jetzt.
  • Das gilt für dich und für die anderen auch.

Religiöse Gedanken sind sehr mächtig. Sie prägen unser Empfinden. Und dieses bereitet das Alltagshandeln vor. Der Zwischenschritt zum Alltag unter dem Vorzeichen der geschenkten Gnade lautet dann:

  • Finde eigene Worte und eine Lebenskunst, die von Versöhnung geprägt sind!
  • Lass deine Entscheidungen von prinzipieller Wertschätzung geleitet sein!
  • Stimme dich mit deinen Gefühlen und seelischen Regungen auf den Geschenk-Charakter des Lebens ein!

Auf diesem Weg wird individuelles und gemeinschaftliches Leben schön, hilfreich, liebend, gerecht und intensiv.

Die Gnade begründet Lebensglück. Und wer das Glück anderer Menschen befördern will, braucht selbst einen guten Zugang zu den Quellen des Glücks. Die sind auch schon längst da!

Der tägliche Kleinkram, der uns ablenkt und ständig beschäftigt, braucht die „großen Themen“, damit wir die Orientierung behalten:

  • Unsere Angst braucht den Mut, damit wir wachsen und reifen.
  • Der Mut braucht die Botschaft der Auferstehung, damit die Hoffnung lebendig bleibt.
  • Die „versöhnte Verschiedenheit“ braucht das Wort der radikalen Gnade, damit das Glück darin leben kann.
  • Die Heilung braucht den Horizont des Heils, um zu den Quellen der Kraft zu kommen.

Die „großen Themen“ sind nicht weg, die „großen Erzählungen“ gehen weiter - mit uns als Schriftsteller und Akteure. Wir verfassen den Heimatroman, auf den alle warten. Wir sind gemeinsam auf dem Weg in die Heimat, in der noch niemand war.

Dazu segne uns Gott. Dazu entwerfen und inszenieren wir Kunst.

Kunst ist Gebet in säkularer, autonomer, emanzipierter Gestalt.

Lasst uns Kunst machen!

„Gefährtung“ ist ein Kunstprojekt der Evang.-Luth. Kirchengemeinde Oberstdorf im Sprengel Kleinwalsertal, das autonom die Polarität von Individuation und Sozialisation bearbeitet.

Die Kunstwerke werden in oder bei der Kreuzkirche in Hirschegg präsentiert und zum Verkauf angeboten.

Der Erlös ist für den/die Künstler/in bzw. den/die Spender/in der Kunstwerke, für die Aufgaben der Kreuzkirche und/oder für einen definierten Benefizzweck bestimmt.

Gottesdienst ist Poesie ist Kunst.

 

Auch die Fürbitten im Gottesdienst sind eine Sprachkunst, für das, „was uns unbedingt angeht“ (Paul Tillich), eigentlich keine Worte hat aber Wirklichkeit werden soll und will:

Guter Gott,

du bist unser himmlischer Vater, du tröstest uns, wie einen seine Mutter tröstet, du bist uns Fährte und Gefährte in Gefährdung und Gefahr, du Bruder und Freund, du bist die Heimat und wir sind auf dem Weg dorthin,

wir bitten dich:

Lass uns verstehen. Und lass uns durch deine Gnade und deinen Geist seelisch heilen.

Wir werden diese Welt nicht retten. Das überlassen wir dir, deiner Liebe und deiner Macht. In diese Dynamik wollen wir uns hinein begeben, ein Teil davon sein. Darum bitten wir dich, dass du uns zu einem lebendigen Zeichen der Hoffnung und zu einer einladenden glücklichen Gemeinschaft machst, die sich auf dem Weg durch die Zeit einander und anderen hilft.

Wir bitten dich für die Menschen, die unter Konflikten und Heimatlosigkeit leiden. Wir denken auch an die Menschen unter uns, die sich heimatlos fühlen.

Schütze sie! Tröste sie!

Stärke auf der Erde die Kräfte des Friedens, der Gerechtigkeit und der Bewahrung der Schöpfung. Und wenn es sein kann, fange bei uns an.

Wir danken dir für deine wunderbare Schöpfung, in der wir als Mitgeschöpfe leben und von der wir auch leben. Lass uns ihren Wert, Würde und Schönheit sehen, genießen und bewahren.

Wir bitten dich für unsere Kinder und Kindeskinder, für alle Menschen, die noch nach uns diesen zerbrechlichen Planeten bewohnen. Lass die Erde zu einem Ort des Friedens und der Menschenwürde für alle werden, so dass deine geliebten Ebenbilder aller Zeiten in Glück und Freude dich loben und preisen können.

Amen

 

Gespräch im Künstlerhaus von Romuald Grondé zur Ausstellung „LebensErnteDank“ in der Kreuzkirche

Romuald Grondé, Künstler

Frank Witzel, Pfarrer, Augsburg, Oktober 2014

Frank Witzel: (am Eingang und im Garten des Künstlerhauses von Romuald Grondé in Augsburg): Danke für deine Gastfreundschaft! Ich bin gern in deinem Haus und umgeben von deiner lebenssatten, kräftigen und doch auch ganz zarten Kunst. Bei dem jüdischen Maler Marc Chagall, er ja auch im Raum der Kirchen sehr bekannt und beliebt ist, entdecke ich das genauso wie bei dir und in deiner Kunst.

Romuald Grondé: Welch ein großartiger Vergleich! O je … ! Dennoch Danke!

Frank Witzel: Und du verbindest Malerei mit Poesie. Viele Gedichte tauchen in deinen Gemälden und Zeichnungen auf. Außerdem sammelst du Skulpturen. Du beziehst die verschiedenen Äußerungen von Kunst ein in dein Gesamt-Kunstwerk „Leben“. Du erinnerst mich dabei an den „Blauen Reiter“. Erst kürzlich habe ich das Gabriele-Münter-Haus in Murnau besucht und dabei an dich gedacht. Ebenso hatte Wassily Kandinsky ja in seiner Murnauer Zeit am Anfang des 20. Jahrhunderts auch ganz skizzenartig mit ähnlichen Ausdrucksmitteln künstlerisch gesucht, wie du es immer wieder tust.

Romuald Grondé: Deine großartigen Assoziationen rühren mich, danke. Leben mit Kunst und Kunsthandwerk ist für mich eine aufregende und anregende Nahrung.

Frank Witzel: Sag‘ mal, hast du mein Kunst-Konzept für die Kreuzkirche „Gefährtungen“ gelesen?

Romuald Grondé: Ja! Komm erst mal herein! Ich zeig dir gleich ein paar Bilder, die mir dazu eingefallen sind. Sie waren zuletzt 2013 in einer Ausstellung im bischöflichen Ordinariat hier in Augsburg. Du liebe Güte, das war ja eine Sache …

Die Ausstellung hieß „Lebensbilder“. Im Ausstellungskatalog habe ich zahlreiche Gedichte mit aufgenommen. Vor allem Rilke, Hesse, Hilde Domin, Rose Ausländer und Hölderlin begleiten mich.

Es war toll. Viele menschliche Begegnungen, Austausch, Gespräche gab es. Freunde kamen in die Ausstellung. Du ja auch! Ich konnte Bilder verkaufen. Sie waren niedrig im Preis, damit jeder sie sich leisten kann.

Schau her! Diesmal habe ich mehr graphische, narrative Bilder hergestellt.

Dein Konzept ist ja ganz schön anspruchsvoll! Zuerst stutzte ich ein wenig beim Titel. „Gefährtung“ – Was könnte das meinen? Gut, dass ich auch Theologe bin, um mich da etwas einlesen zu können. Dein Kunst-Konzept spielt mit den Worten „Gefahr“, „Gefährte“, „Gefährdung“ und „Fährte“. Ja, da ist das volle Leben drin, so wie es ist.

Gefährten haben mich schon immer beschäftigt – die auf der Erde sind Weggefährten, Begleiter, die mir Energie, Motivation, Wärme schenken – und hoffentlich auch umgedreht – die Gefährten im Himmel auch, vielleicht sollte man besser sagen: zum Himmel begleiten. Meine Gestalten folgen Fährten und verlaufen sich auch schon mal dabei … und finden die Fährte wieder. Ach, das Leben ist immer wieder eine Fährtensuche!

Frank Witzel: Romuald, du sprühst vor Energie! Ich freue mich so, dich wieder zu treffen und unserer Ausstellung in der Kreuzkirche vorbereiten zu können.

Romuald Grondé: Freude und Aufgabe zu teilen, zeigt Verbindung! … Du schaust eben in meinen Garten. Da habe ich schon seit Jahren zwei Kreuze stehen. Das ist mein sogenannter Friedhof. Die geschmiedeten Kreuze habe ich mal auf einem Flohmarkt gefunden. Da habe ich viele Assoziationen. Sie erinnern mich an nicht geglückte Liebe zwischen Menschen, an tragische Krankheiten, Unglücksfälle, an Menschen, die aus eigenem Entschluss aus dem Leben gegangen sind. Dennoch gibt es so viel Grund, wo wir dankbar sein können, dass wir in mancherlei Gefährdungen uns doch behütet fühlen, beschützt wurden. Die Geborgenheit in Gefahr und die daraus erfahrene Dankbarkeit soll auch Thema sein, wenn ich einmal diese Welt verlasse und sterbe.

Frank Witzel: Die Dankbarkeit, das Leben und das Sterben war auch Thema unseres Herbst-Gemeindebriefes in der Pfarrei Fischen-Oberstdorf-Kleinwalsertal, Mosaik Nr. 11. Er hatte den Titel „LebensErnteDank“.

Romuald Grondé: Ja, das passt ja auch zum Herbst, zum Herbst der Jahreszeiten und der Lebensbewegungen. Ich habe ihn hier liegen und gelesen. Ganz gut fand ich deine Idee auf der letzten Seite, dass jeder seine eigene Trauerfeier schon zu Lebzeiten vorbereiten kann. Das führt zu einer guten Reflexion. „Lebensernte“, das ist ein gutes Wort, und „Lebensdank“ auch. Ja, da fühle ich mich ganz verstanden mit meiner Kunst.

 

Dazu ein Gedicht von Christian Morgenstern:

Stilles Reifen

Alles fügt sich und erfüllt sich,

mußt es nur erwarten können

und dem Werden deines Glückes

Jahr und Felder reichlich gönnen.

 

Bis du eines Tages jenen

Reifen Duft der Körner spürest

Und ich aufmachst und die Ernte

In die tiefen Speicher führest.

 

Frank Witzel: Das fügt sich alles gut: unser Gemeindebrief – das Kunstkonzept „Gefährtungen“ – dein Leben – deine Kunst – unsere Ausstellung in Hirschegg. Lass sie uns jetzt achtsam einpacken, damit ich sie nach Hirschegg ins Kleinwalsertal fahren kann. Die Eröffnung ist ja am 1. Advent, 30.11.2014 um 10.00 Uhr in der Kreuzkirche in Hirschegg.

Wir sehen uns da wieder. Du bist unser Gast und Gefährte.

Romuald Grondé: Danke, mein Guter, bis bald!

 

Meine Geschichte: Romuald Grondé

Geboren 1948 im Allgäu

Seit 1955 in Augsburg lebend

1975 Dipl.-Theol., Uni München

1974 – 1977 Studium der Kunsttherapie

1975 – 2014 Religionslehrer an Förderschulen

Verheiratet, drei Kinder

Malkurse und Seminare mit Erwachsenen und Kindern im eigenen Atelier in Augsburg, Haunstetter Str. 197

Einzel- und Gruppenausstellungen seit 1975 in Augsburg, Köln, Mannheim, Eichstätt, München, Gauting, Schwabmünchen, Neusäß

Malen und Gestalten: Illustrationen, Collagen, Aquarell und Mischtechnik, Textilapplikationen, Wandbehänge, Kalligraphie